48er-Treff 2024 in Wil
Wenn das Herz für die Eisenbahn schlägt
Neunzehn 48er und 48erinnen tauchten am 6. Juni 2024 in die faszinierende Welt der Modell-Eisenbahn ein. Georg Deuber, ein grosser Zug-Fan, hatte seine Schulkollegen und -kolleginnen nach einem schmackhaften Essen im Restaurant Laghetto in den Modell Eisenbahnclub in Wil eingeladen.![]() | ![]() |
Georges Deuber wuchs die ersten zehn Jahre im Kanton Schaffhausen, nahe der deutschen Grenze, auf. In den 1950er Jahren sei unweit seines Wohnhauses noch ein Dampfzug der deutschen Bahn über die Gleise getuckert. Seit diesem Zeitpunkt ist er von Zügen fasziniert. «Das Virus ‘Bahnleidenschaft’ habe ich jedoch im Kindergartenalter eingefangen, als ich auf eine blecherne Spielzeugloki fiel und mir dabei die Nase blutig schug», erzählt er uns verschmitzt lächelnd. In den zwei Jahren, die Georges dann in Wängi (1958 bis 1960) verbrachte, hat er sich mit dem selbstverdienten Geld beim Bauer Schaible den langgehegten Wunsch einer eigenen Modelleisenbahn erfüllt. In der Mechanikerlehre und in den ersten Berufsjahren loderte die Bahn-Leidenschaften nur noch auf kleinem Feuer. Zum Modell-Eisenbahnclub Wil stiess Georges erst mit gut 50 Jahren. Seither hat er aber vier Kroko-SBB-Lokomotiven und mehr als 70 Anhängerwagen gebaut und in zahlreichen Kursen dem Nachwuchs den Maschinenbau nähergebracht.
Alle Loks und Wagen selbst gebautNur fünf Minuten vom Stadtzentrum entfernt, besitzt der Modell Eisenbahnclub Wil (MEKW) ein eigenes Clubhaus mit spektakulärer Innenanlage. Zum Credo des Clubs gehört es, dass die 100 Mitglieder alle Teile für ihre Züge nach Originalplänen der SBB und der Rhätischen Bahn ausstanzen, löten und zusammensetzen. Einen seiner Paradezüge lässt Georges für uns bei der Besichtigung der 200 Quadratmeter grossen Anlage über die Geleise rasen. 12-14 Züge können computergesteuert durch die in Miniatur nachgebaute Berg- und Dorflandschaft zirkulieren. Im Laufe der Zeit haben die unermüdlichen Modellbauer 630 Meter Schienen durch drei Bahnhöfe in zwei Spuren verlegt (1.43 Meter breit, wie jene der SBB und 1 Meter breit, wie jene der Rätischen Bahn, jeweils im Massstab von 1:45). Zwei Mal im Jahr öffnet die prachtvolle Anlage für junge und alte Eisenbahnfans von Wil und Umgebung.
![]() grossen Anlage zirkulieren. | Georges Deubers Kroko-Lok mit Anhänger![]() |
1948, ist nicht nur unser Geburtsjahr, sondern auch jenes des MEKW. Zur Fasnachtszeit im Hotel Freihof gründeten damals dreizehn Männer aus Wil - das Städtchen zählte 7000, Wängi 2300 Einwohner - den Club. Zu Beginn war der Verein an verschiedenen Adressen eingemietet, dank Gönnern konnte er 1963 1100 Quadratmeter Land im Baurecht (später auch käuflich) erwerben und für 30 000 Franken ein eigenes Klubhaus bauen. Ein Glücksfall, der dem Club bis heute das Überleben sichert.
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Präsident Markus Hilber und seine Kollegen haben für die Präsentation der Anlage und des Clubhauses mit Beiz extra freigenommen. Im Winter werde wieder ein neuer Wagenbaukurs starten, so der Präsident und er hoffe auf gute Nachfrage, verschweigt aber nicht, dass der Modelleisenbahnbau ein zeitintensives Hobby sei, für das sich die virtuell stimulierten Jugendlichen immer weniger begeistern lassen. Georges Deuber hat für den Bau einer Kroko-SBB-Lokomotive jeweils rund 450 Stunden eingesetzt.
Unter den Teilnehmern des diesjährigen 48er-Treffs war als weiterer einstiger eingefleischter Eisenbahnfan Konstantin Fuchs auszumachen. (Heute sichtet er mit Drohnen bedrohte Rehkitzen und ist ein ausgewiesener Biberkenner). Konstantin habe damals eine der schönsten Anlagen im Dorf besessen, und sie hätten Stunden damit verbracht, die Züge in Fahrt zu bringen, schwärmte einer seiner Schulkollegen. Zug-Fan oder nicht! Die Frauenfeld-Wil Bahn, die durch unser Dorf fährt, haben wir zwar nicht mehr im Dampfbetrieb erlebt. Sie fährt seit 1921 elektrisch. Mit dem «Bähnli» verbinden wir aber trotzdem nostalgische Gefühle. Denn es hat uns zum ersten Mal ohne elterliche Begleitung zum Chlausmarkt nach Frauenfeld oder zum Eisfeld nach Wil, also ein Stück weit in die grosse Welt hinausgebracht.
Hebeti am Bänkli, S'Wyler Baähnli macht es Ränkli