48er-Treff 2019 
Ruedi Meier führt durch die Hafenstadt Romanshorn

Nichts ist einprägsamer, als sich mit ehemaligen Schulkameraden an einem der heissesten Tage des Jahres zu treffen! Am 25. Juni 2019 stieg in Romanshorn das Thermometer auf 38 Grad, in Bern verbogen sich durch die Hitze die Schienen. Klassenkamerad Ruedi Meier führte seinen Rundgang vom Bahnhof, dem Hafenbecken entlang, über den Seepark hoch zum Schloss an schattigen Plätzen vorbei, so dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer den eineinhalbstündigen Spaziergang entspannt geniessen konnten. Dort, wo die Sonne glühte, setzten sie ihre Sonnenhüte auf oder öffneten den Schirm.


Dauerhafte Liebe zur Hafenstadt

Ruedi Meier hatte es vor bald 50 Jahren als frischgebackenen Sekundarlehrer nach Romanshorn verschlagen. Die fantastische Lage am See, die direkten Zugverbindungen in alle Richtungen der Schweiz, das umfangreiche Bildungsangebot und nicht zuletzt die wunderschöne Landschaft, die zum Velofahren und Wandern einlädt, haben ihn damals in Bann gezogen. Seine Liebe zur Hafenstadt ist ihm bis heute erhalten geblieben.




Um halb Elf waren alle der 16 angemeldeten Kameradinnen und Kameraden in der Brasserie am Bahnhof Romanshorn eingetroffen – aus Chur, Zug, St. Gallen, Goldach, Zürich und Bern.


Episode «Mocmoc»

Der Rundgang durch Romanshorn und seine wechselhafte Geschichte «Vom Fischerdorf zur Hafenstadt» startete nicht von den Fischerhäusern aus, die fünf Minuten vom Bahnhof entfernt an der Rislenstrasse zu finden sind. Um 1750 standen diese Bohlenhäuser an einer natürlichen Bucht. Die Denkmal Stiftung Thurgau hat zwei davon renoviert und bietet sie heute als Ferienhäuser an.


Sondern Ruedi Meier wählte als Ausgangspunkt für seine Führung die schwarz-gelbe «Mocmoc»-Skulptur, die seit 2003 vor dem Bahnhof auf einem Sockel steht, aber immernoch um die Gunst der Romanshorner buhlen muss. Die Comicfigur hatte seinerzeit die Bevölkerung derart aufgewühlt und gespalten, dass der Konflikt vier Stadträten das Amt kostete und eine Abstimmung über den  Verbleib der Skulptur entscheiden musste. Die Legende, eine derartige Kreatur habe mit ihrem Horn Romanshorn vor einer Feuerbrunst gerettet, hatte sich als erfunden erwiesen.

Ungebrochener Gestaltungswille

Der Stadtführer der Wängemergruppe sass selbst acht Jahre im Stadtrat von Romanshorn und ist immer noch im Vorstand des Museumsvereins. In diesen Funktionen konnte er die Entwicklung von Romanshorn mitgestalten, musste aber auch miterleben, wie schwierig es ist, alle Interessenvertreter ins selbe Boot zu holen. Wollte Romanshorn in einer Sache mit den Nachbarstädten Friedrichshafen und Bregenz zusammenspannen, mussten gar Berlin, Wien und Bern angerufen werden.

Der wichtigste Entscheid in Romanshorns Geschichte

Der Romanshorner Bahnhof ist mit der Fernlinie nach Brig, den Regionallinien nach Sankt Gallen, Konstanz und Kreuzlingen und vier S-Bahnlinien noch heute der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Kanton Thurgau, jedoch längst nicht mehr so bedeutungsvoll wie einst. Romanshorns Erfolgsgeschichte hatte Mitte des letzten Jahrhunderts mit dem Zuschlag für den Endpunkt der Thurtallinie begonnen. Bis zur Eröffnung der  Strecke  Winterthur - Romanshorn im Jahre 1855 wurde auf der aufgeschütteten Hafenmulde der Bahnhof erstellt, Zoll-, Post- und Hafengebäude folgten. 13 Jahre später gingen die Seelinie nach Rorschach und der Güterfährverkehr nach Friedrichshafen sowie Lindau und Bregenz in Betrieb.

Erneuerung des Stadtkerns

Die Tour hielt an der Ecke Hauptstrasse/Bahnhofstrasse, wo einst das legendäre Hotel Bodan stand und wo letztes Jahr Allreal das vom Architekten Max Dudler gebaute fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus neuen Mietern übergab. Teil des Romanshorner Gestaltungsrichtplan Innenstadt ist, den baulich überalterten Stadtkern zu erneuen. Attraktive Wohnsituationen und Aussenplätze sollen die Kernzone wieder neu beleben. Die Bahnhofstrasse mit ihren Vorgärten war in der Belle Epoque von 1880 bis zum Ersten Weltkrieg das Aushängeschild von Romanshorn. In dieser Blütezeit wollten die Seebewohner ihren Ort zu einem Bade- und Kurresort ausbauen. Hotels wie Bodan, Falken, Schiff, Schweizerhaus und Schloss sind entstanden.

Hafenstadt seit 2014

Der Stadtspaziergang führte weiter rund um das Hafenbecken bis zum alten Zollhaus. Die Sicht auf den Bodensee ist hier weit und offen wie am Meer. Die Autofähre aus Friedrichshafen und die Kursschiffe des Bodensees laufen an einer grosszügigen Anlegestelle ein. Transitpost und Werft sind renoviert und werden neu genutzt. Der breitangelegte Pier mit der «Hafenlounge» lädt zum Verweilen ein und vermittelt mediterranes Flair und Ferienstimmung. Rund 24 Millionen sind von der Schweizerische Bodenseeschiffahrt in den Ausbau des Hafens geflossen. Die Stadt übernahm das Güterschuppenareal, das nach einem Brand  im Jahr 2000 ein gutes Jahrzehnt brach lag, und schuf einen Treffpunkt mit Gastro-Angebot und Sandstrand für Bevölkerung und Touristen. Seit 2014 nennt sich Romanshorn mit seinen 11000 Einwohnen offiziell Hafenstadt und treibt die Hafengestaltung weiter voran. Mit 63 Prozent der Stimmen sagte die Bevölkerung vor zwei Jahren Ja zum Verkauf  einer Parzelle in der Grösse eines halben Fussballfeldes am nordwestlichen Rand des Hafenbeckens für nur 2 Millionen Franken. Der Amriswiler Investor Hermann Hess wird darauf ein Hafenhotel nach dem Vorbild Hamburgs bauen.


Vor 150 Jahren hatten die Romanshorner für den ersten Damm des Hafens 3840 Tage Fronarbeit gleistet und 30000 Gulden bezahlt. Die erste Hafenanlage erstreckte sich über 11500 Quadratmeter vom alten Zollhaus bis zum Restaurant «Hafenglöggli». 1850 erweiterte die Nordostbahn die Hafenanlage auf 74140 Quadratmeter und verwendete das ausgebaggerte Material, um das Hafenbecken aufzuschütten. 1869 mit der Einführung der Seelinie begann der grenzüberschreitende Güterverkehr nach Friedrichshafen, Lindau und Bregenz. Eine grosse Rolle spielte dabei der Getreidehandel. Eisenbahnfähren transportierten Güterwagen über den Bodensee. Die Strecke Romanshorn - Friedrichshafen wurde als letzte 1976 eingestellt.

Historische Kulisse Schlossberg

Vom alten Zollhaus, heute ein Museum, führte der Spaziergang zum Seepark, hoch zum 600 Jahre alten Schloss und zur alten Kirche, dort, wo der Fleck «Rumanishorn» als alemannische Besiedlung vermutlich im Jahre 800 seinen Ausgang nahm.

Im Restaurant «Panem» stillten die Wängemer-48er ihren Hunger mit gebackenen Eglifilets aus dem Bodensee. Samanta bediente - umsichtig, professionell und äusserst sympathisch. Zum Abschluss genoss die Runde dann ein Eis oder kühles Bier in der Hafenlounge mit dem fantastischem Ausblick auf die Hafenstadt Romanshorn.